WELCHE E-LEARNING-EIGENSCHAFTEN GILT ES AUFZULISTEN?

Dieser Artikel wagt sich an einen Versuch, das sehr umfangreiche, sich stetig wandelnde und bestimmt auch lokal geprägte Thema E-Learning fortlaufend zu durchleuchten und um neue Charaktermerkmale zu ergänzen. Welche E-Learning-Eigenschaften fallen euch hierzu ein? So könnt ihr euch hier einbringen über die Kommentarfunktion. Sobald euch etwas auffällt, was dieser unsortierten Auflistung für E-Learning noch fehlt, teilt es uns zur Durchsicht einfach mit. Jetzt geht es los:

Team erörtert die E-Learning-Eigenschaften

E-Learning-Eigenschaften in nicht-chronologischer Reihenfolge für die Personalentwicklung:

  • Ein Charaktermerkmal ist, dass wir bei einem E-Learning vorweg immer zunächst über eine inhaltliche Reduzierung des Lerninhalts sprechen müssen. Im Umkehrschluss ist ein Medium wie das Video oder ein Text besser dazu geeignet, um eine sehr hohe Dichte an Informationen pro Minute im Kurs an den Zuhörer oder Leser zu vermitteln. Diese Reduktion beruht darauf, dass E-Learning bei der didaktischen Wissensvermittlung weitere Zusatzaufgaben im Vergleich zu anderen Medien übernehmen muss, auf die wir im Laufe des Artikels noch eingehen.

  • Eine zweite E-Learning-Eigenschaft ist, dass wir beim E-Learning in der Regel von einem leicht geringerem bis zu komplett fehlendem Interesse seitens des Teilnehmenden ausgehen müssen. Im Detail finden sich die Mitarbeitenden in folgenden drei Kategorien wieder:

    • Sie müssen einen Kurs virtuell durchführen, ohne jegliche Eigenmotivation, was natürlich das Lernen erschwert. Dies ist vorwiegend im Rahmen von verpflichtenden Compliance-Kursen der Fall (z.B. Schulungen zu Datenschutz oder Anti-Korruption).

    • Sie sind ganz neu in einer Firma oder Abteilung und befinden sich in der aufregenden, aber auch sehr kräftezehrenden Situation eines Onboardings. Man wünscht sich die Möglichkeit beim Lernen eines nach vorn „beamens“ in die Zukunft hin zum Status der Beherrschung und Vertrautheit im Rahmen der neuen beruflichen Herausforderung.

    • Sie nehmen komplett oder teilweise freiwillig und intrinsisch motiviert am E-Learning zur Weiterbildung teil. Wo liegt denn hier ein Desinteresse vor? Hier beziehe ich mich speziell auf die Situation vor einer tatsächlichen Learning Session. Nur weil ein Teil in mir sich im Kurs weiterentwickeln und für höhere Aufgaben empfehlen will, ist es dennoch eine Überwindung, dies in meinen beruflichen Alltag mit vollem Terminkalender einzubinden. Also auch hier gibt es einen Moment der Überwindung vor dem Drücken auf Start, um die interaktive Schulung zu beginnen.

    • Vergleichen wir nun die Punkte 1 & 2 mit unserer Freizeitgestaltung, wird verdeutlicht, dass wir hier das Lernen über ein Seminar, Webinar, YouTube-Video, TED-Talk, Podcast, Artikel oder Buch favorisieren. Wir wünschen uns die höchstmögliche Informationsdichte, da wir hier aus vollem Interesse diese Themen erkunden, erfahren oder erlernen wollen.

  • Das nächste Charakteristika beschreibt eine erste Zusatzaufgabe von E-Learning. Durch eine integrierte Interaktivität erhöht dieses Medium die Aufmerksamkeitsspanne der leicht desinteressierten und gestressten Teilnehmenden. Mit dem Stress deute ich auf den Umstand hin, dass ein Mitarbeiter das E-Learning i.d.R. neben den alltäglichen Aufgaben, Terminen und Verantwortlichkeiten zu absolvieren hat. Dieser Umstand multipliziert je nach Rahmenbedingungen die Lernhürde im Lernprozess. 

    Wir benötigen also eine regelmäßige Interaktivität, wir setzen auf eingeplante Pausen (Lerneinheiten liegen jeweils zwischen 5 und 15 Minuten) und kreieren Momente der inhaltlichen Entschleunigung. Diese Momente unterstützen uns insbesondere bei der Erreichung der zuvor anvisierten Lernziele. 

  • Den gleichen Zusatzauftrag verfolgt auch das Merkmal des Medienbruchs. Hierbei gilt es für ein E-Learning bewusst verschiedene Medien miteinander zu kombinieren, um mit den jeweiligen Wechseln für die durchgängige Aufmerksamkeit der Teilnehmenden zu sorgen.

  • Bei dem einen oder anderen hat sich die nächste Eigenschaft von E-Learning etwas negativ in dessen Verständnis platziert – meiner Meinung nach aber zu Unrecht. E-Learning bedingt ein Tracking der Teilnahme, des Durcharbeitens und des erfolgreichen Bestehens der Lernkontrolle durch Unterstützung der Technologie von LMS & Alternativen. Ohne diese Dokumentation der Lernaktivitäten fehlt der wohl wesentlichste Teil von E-Learning im Rahmen eines professionellen, automatisierten und nachhaltigen Learning Managements!

    Zudem erhöht diese Kontrolle den fairen und demokratischen Zugang und Umgang von Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb von Corporate Learning. Auch hier kommen wir nicht um eine Referenz auf bereits besagte Aspekte zum Thema Desinteresse umher. Wer aus kompletter Eigeninitiative hinaus einem Experten auf YouTube anderthalb Stunden an den Lippen hängt und dabei dank hoher Aufmerksamkeitsspanne inhaltlich fast alles aufnehmen kann, der benötigt i.d.R. dafür keinerlei externe Anerkennung für seinen Lern- und Zeitaufwand.

    Tue ich dies aber aufgrund von zugewiesenen oder empfohlenen Kursaktivitäten am Arbeitsplatz, bedarf es eben genau dieser Anerkennung dafür – und ohne Tracking kann kein Lernerfolg vom Kurs begutachtet und attestiert werden. Gleiches gilt auch aus Unternehmensperspektive. Im Rahmen von Compliance bin ich gesetzlich und moralisch dazu verpflichtet, die Konformität besagter Rahmenbedingungen zu dokumentieren. Es fördert zudem die Verbindlichkeit bei den etwas „trockeneren“ Themen und fördert indirekt die Sicherheit des Arbeitsplatzes und den Unternehmenserfolg.

    In kurz unterstützt uns das Tracking dabei, jede Minute an Zeiteinsatz aller Beteiligten im Kurs und jeden Euro der Unternehmensinvestition zu respektieren und honorieren – gewissermaßen „Lerne Gutes und spreche darüber“.

  • Die besagte Lernkontrolle trägt auch zur Demokratisierung bei. Sie sorgt für 100% an Objektivität auf Ebene der Wissensabfrage und ermöglicht der Organisation eine viel diversere Streuung des Zugangs zu multimedialem Lerninhalten. Niemand muss die Ergebnisse vom E-Learning mühselig be- und auswerten und fällt somit als Bottle Neck weg. Also hin zur systematischen Großzuweisung auf Gruppen- oder Parameterebene und weg von der subjektiven Kleinauswahl und den persönlichen Parametern weniger Führungskräfte.

  • Demokratischer wird es auch aufgrund des Merkmals der Asynchronität. Denn nur E-Learning ermöglicht es, jegliche Personengruppen einzubinden, egal wo sie wohnen, egal welcher Zeitzone sie angehören, egal in welchem Zeitmodell sie momentan ihrer Karriere nachgehen und im Idealfall auch egal in welcher Muttersprache sie lernen möchten bzw. können. 

  • Aus Unternehmensperspektive sticht uns bei den E-Learning-Eigenschaften auch das Ziel der Wissenskonservierung hervor. Ähnlich wie video- oder audiobasierte Aufzeichnungen, stellt auch E-Learning einen Wissenstransfer nach dem Weggang von Fachexperten und Vor-Ort-Trainern sowie deren Know-how sicher. Dazu empfiehlt es sich, die besagten Stakeholder in das Konzept vom E-Learning einzubeziehen und mit neuen bzw. angepassten Karrieremöglichkeiten positiv auf einen Wandel hin zur demokratischen Asynchronität zu stimmen. Lokale LIVE-Trainer werden zu globalen E-Learning-Autoren oder widmen sich vermehrt dem Thema Blended Learning hinzu.

  • Die Gestaltung und Ästhetik vom E-Learning stellt genauso eine Visitenkarte des Unternehmens als Marke und als Arbeitgeber dar, wie es andere visuell erlebbare Medien aus Marketingabteilung & Co. tun. Es erklärt sich daher von selbst, dass ein grafisch anspruchsvolle Umsetzung mit zeitgemäßen Mitteln in der Kurserstellung beim Lernen zu favorisieren ist.

  • Ergänzend möchte ich kurz auf das Thema rund um die Lerndauer von E-Learnings eingehen. In den vergangenen Jahren bekam E-Learning vermehrt von vielen Seiten den sogenannten Microlearning-Ansatz auf gestülpt. Dazu gibt es Aussagen in unserer Branche, die suggerieren, dass ein E-Learning die magischen 15 Minuten nicht überschreiten sollte. Ich möchte hier einmal klarstellen, dass das nicht bedeutet, dass ein Kurs an sich nicht mehr als 15 Minuten dauern darf. Ein sinnvoller Lerninhalt kann auch längere Zeit in Anspruch nehmen. Erinnern wir uns hierbei an den benötigten Raum für Entschleunigung, fokussierende Momente, Interaktivität, Reflexion etc. – dann wird schnell klar, dass sich kaum vollständige Themen in diesem Zeitraum umsetzen und lernen lassen. Die Länge einer einzelnen Lerneinheit sollte aber gerne die 15-Minuten-Grenze im Blick behalten.

Was fehlt euch noch hier an weiteren Merkmalen beim E-Learning?

Diskutiert bitte mit und bringt Vorschläge für weitere Merkmale des digitalen Lernens als Kommentare mit ein, damit diese Definition der E-Learning-Eigenschaften seinem Anspruch nachkommen kann. Ihr könnt diese Vorschläge auch gerne direkt bei unserem LinkedIn-Post hinterlassen.

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WELCHE ROLLE SPIELT KI – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IN E-LEARNING?

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